
Wo verbringst du deinen Schüleraustausch?
Ich war in Kanada auf Vancouver Island und geplant war es, 10 Monate zu bleiben.
Wie verhält sich die Ausbreitung des Coronavirus in deinem Gastland?
In Kanada kam alles viel später als in Deutschland. Es gab vereinzelt Fälle auf Vancouver Island, aber so richtig in Kontakt mit dem Virus ist man nicht gekommen. Allerdings hat Kanada ziemlich schnell gehandelt Schulen und öffentliche Plätze zu schließen.
Bist du selbst betroffen?
Ich persönlich habe das Virus nicht, aber ich musste mein Auslandsaufenthalt abbrechen. Allgemein ist jeder von der jetzigen Situation betroffen.
Welche Veränderungen gab es aus schulischer Sicht?
Momentan versuche ich zu klären wie es schulisch weitergeht. Da ich die elfte Klasse nicht wiederhole, ergibt es keinen Sinn die kanadische Schule zu beenden. Wie gesagt, ich versuche das im Moment zu klären. In meinem Bundesland sind im Moment so oder so Osterferien, was es für mich leichter macht.
Wie beeinflusst das Coronavirus deinen Alltag?
Es hat meinen Alltag sehr geprägt. In meiner Gastfamilie konnte ich nicht rausgehen und mich mit Freunden treffen. Ich bin dadurch sehr close mit meiner Gastfamilie geworden. Allerdings konnte ich niemanden Tschüss sagen. Jetzt, in Deutschland sieht es leider nicht besser aus. Ich hab bis jetzt nur meine engsten Familienmitglieder gesehen und bin eigentlich nur zuhause.
Wie geht deine Austauschorganisation mit der aktuellen Situation um? Hast du einen Ansprechpartner, der dich über mögliche Änderungen bezüglich deines Austauschprogrammes informiert?
Meine Organisation ist sehr professionell damit umgegangen. Es ist für jeden einzelnen eine neue, noch nie dagewesene Situation.
Wie gehst du persönlich mit der derzeitigen Situation um?
Im Moment telefoniere ich viel mit meiner Gastfamilie, die für mich wie eine „echte“ Familie geworden ist. Es fällt mir um ganz ehrlich zu sein echt schwer mich wieder in das deutsche Leben einzufinden, weil es eben so plötzlich kam.
Musst oder willst du dein Austauschjahr unter diesen Umständen abrechen?
Ja, ich bin seit 9 Tagen wieder in Deutschland.
Welche Pläne hattest du für deine nächsten Monate im Schüleraustausch?
Sehr, sehr viele. Ich hatte Sachen geplant die ich in den letzten Wochen machen wollte... Geplant waren auch Trips nach Kalifornien und Tofino. Außerdem wollte ich meinen Geburtstag mit meiner deutschen Familie feiern, die zu Besuch gekommen wär. Zudem verpasse ich das Ostern und Prom in Kanada.
Wie hast du die letzten Wochen in deinem Gastland erlebt/empfunden?
Eigentlich waren die letzten Wochen echt schön. Ich hatte Sleepovers mit meinen Gastgeschwistern, wir haben viel gebacken und allgemein viel gemacht. Eine Woche vor meiner Abreise war es dann offiziell, dass ich gehen würde. Ab da an war ich extrem traurig. Ich hab es eher überspielt, da ich meine Gastschwestern nicht traurig sehen wollte. Ich konnte meinen Freunden nicht Tschüss sagen, musste meine Sachen aus dem Locker holen, begleitet von einer Frau mit Schutzanzug und musste meinen Koffer packen. Das einzige was mich belastet hat, war der Fakt, dass ich niemanden sehen durfte. Eine Freundin hat mir ein Abschiedsgeschenk an die Tür gehängt, mit den anderen hab ich telefoniert.
Wie verlief deine Rückreise?
Meine Rückreise war lang. Ich war 38h wach, musste oft umsteigen und ich vor lauter Erschöpfung nicht mal in der Lage um zu trauern. Jeder hat Masken getragen und die Atmosphäre an den Flughäfen war angespannt.
Wie sieht dein jetziger Alltag aus?
Ich bin in der deutschen Zeit wieder angekommen. Ich stehe auf, mache mir schön Frühstück und gehe meistens Inlinerfahren oder ich male etc. Abends, so circa ab 18:00 telefoniere ich mit kanadischen Freunden oder mit meiner Gastfamilie.
Gibt es etwas Positives, was du dem Ganzen abgewinnen kannst?
Noch nicht, ich wäre liebend gern dort geblieben und es fällt mir schwer mit meiner Familie darüber zu reden, weil ich sie eben nicht verletzten will. Ich finde es erschreckend, was ein Virus, welchen wir anfangs belächelt haben auslösen kann.