Bettina Wiedmann über Verantwortung & prägende Erfahrungen im Schüleraustausch
In dieser Folge von „Wer steckt hinter dem Schüleraustausch?“ spricht Bettina Wiedmann, Geschäftsführerin von Experiment e.V., über Chancen und Herausforderungen eines Austauschjahres. Sie erklärt, warum schwierige Situationen wertvolle Lernerfahrungen sind und wie Social Media und KI den Schüleraustausch verändern. Jetzt reinhören und spannende Einblicke gewinnen!
Moderiert von:

Zu Gast:

Expertin für Schüleraustausch: Leitet die Austauschorganisation Experiment e.V.
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- [00:00:00] Intro & Begrüßung
- [00:02:46] Schüleraustausch: In welches Land würdest du heute gehen?
- [00:03:48] Persönlichkeit: Was ist typisch Bettina?
- [00:04:39] Gastfamilie: Wie war eure eigene Erfahrung?
- [00:08:03] Schüleraustausch in der Familie – was sagen deine Kinder?
- [00:09:07] Eigenes Austauschjahr – welche Erfahrungen haben dich geprägt?
- [00:11:39] Spannungsfelder einer Austauschorganisation
- [00:14:13] Partnerorganisationen & Programmauswahl
- [00:16:19] Experiment e.V.: Was unterscheidet euch von anderen Organisationen?
- [00:19:32] Krisen im Schüleraustausch – wie geht ihr damit um?
- [00:21:40] Herausforderungen vor Ort für Austauschschüler:innen
- [00:24:26] Schüleraustausch & Social Media – Chancen und Risiken
- [00:26:20] Tipps für Eltern im Schüleraustausch
- [00:28:22] Missverständnisse im Alltag mit Gastfamilien
- [00:30:52] Schulen & Schüleraustausch – was sollten Lehrkräfte tun?
- [00:34:56] Politische Förderung & Schüler-BAföG
- [00:36:14] Zukunft: Digitalisierung & Künstliche Intelligenz im Austausch
- [00:37:29] Botschaft an Jugendliche vor der Ausreise
- [00:38:49] Schüleraustausch: Botschaft an Eltern
- [00:40:14] Botschaft an Lehrkräfte
- [00:40:52] Anerkennung fürs Team – Goldmedaille
- [00:42:13] Mehr über Experiment e.V. & schueleraustausch.net
Transkript
[00:00:00] Ralf Köhler: Was sind heute die größten Herausforderungen für Austauschschüler vor Ort?
[00:00:04] Bettina Wiedmann: Sind die zwischenmenschlichen Probleme? Ich urteile und beurteile es nicht, sondern lass es erst mal auf dich wirken. It's not good, it's not bad, it's just different. Fragen, Fragen, Fragen. Wie wollt ihr das, dass ich das mache?
[00:00:17] Ralf Köhler: Was macht Schüleraustausch in Zeiten von Krisen, TikTok und künstlicher Intelligenz eigentlich noch aus?
[00:00:23] Ralf Köhler: Ich
[00:00:24] Bettina Wiedmann: glaube aber, dass genau jetzt eben diese Austauschprogramme enorm wichtig sind. Also ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist zum Beispiel, dass wir weiter mit den USA Austausch machen, auch wenn ich viele höre die sagen, woher eigentlich die USA? Kann man das überhaupt noch? Ja, das kann man. Die zweitwichtigste interkulturelle Lernerfahrung war es, Gastfamilie zu sein.
[00:00:44] Bettina Wiedmann: Die erste war natürlich mein Schüleraustausch, die zweite Gastfamilie zu sein und die dritte, Entsendemutter zu sein. Selber nachvollziehen kann, wie es einem eben geht. Man gibt sein Kind her, man gibt die Verantwortung ab. Man gibt ja die Verantwortung auch an diese Gastfamilie erstmal ab.
[00:00:58] Ralf Köhler: Was würdest du Eltern mitgeben, die vielleicht auch noch überlegen, ob sie ihr Kind schicken sollen oder wollen?
[00:01:04] Bettina Wiedmann: Wenn nur Sie als Eltern wollen, dann lassen Sie es bitte bleiben. Das Wichtigste ist, dass das Kind will. Wenn Ihr Kind gehen will oder ein bisschen Interesse daran zeigt, dann geben Sie dem Kind die Chance und lassen Sie Ihr Kind das machen.
[00:01:20] Ralf Köhler: Menschen, die sich für einen Schüleraustausch interessieren, stellen sich alle die gleiche Frage, nämlich mit welcher Austauschorganisation machen wir das Ganze?
[00:01:26] Ralf Köhler: Und von denen sieht man erstmal nur das Marketing, also die Hochglanzbroschüre, die Webseite, Social Media Aktivitäten, also ein Versprechen. Aber was steckt wirklich dahinter? Wer sind die Menschen, die diese Programme eigentlich verantworten? Willkommen zum Podcast, wer steckt hinter dem Schüleraustausch Ein Podcast von Schuelaustausch.net und in dieser Staffel möchten wir helfen, diese Frage zu beantworten, indem wir Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen von Austauschorganisationen interviewen und zwar nicht über die Katalogpreise, sondern über die Menschen hinter der Organisation, die Verantwortung, die sie tragen und die Entscheidung, die sie treffen und die Frage, wem können Eltern ihr Kind anvertrauen.
[00:02:07] Ralf Köhler: In dieser Folge spreche ich mit Bettina Wiedmann. Bettina leitet die Austauschorganisation Experiment e.V. und entsendet jährlich ca. 600 Schüler in die Welt, platziert aber gleichzeitig auch mehrere hundert Schüler in deutschen Gastfamilien. Eine große Aufgabe. Und ich wollte von ihr wissen, warum macht sie das eigentlich?
[00:02:25] Ralf Köhler: Was bewegt sie? Und was macht für sie Austausch heute eigentlich noch aus in Zeiten von Krisen TikTok und künstlicher Intelligenz? Es war eine sehr spannende Folge. Ihr werdet sehr viel mitnehmen können aus dieser Aufzeichnung. Viel Spaß dabei.
[00:02:45] Ralf Köhler: Bettina, herzlich willkommen. Schön, dass du da bist.
[00:02:48] Bettina Wiedmann: Ja, danke, dass ich da sein darf. Hallo, Ralf.
[00:02:51] Ralf Köhler: Vielleicht starten wir mit einer Warm-up-Question. Wenn du heute nochmal 15 Jahre alt wärst oder 16 und ein Auslandsjahr machen könntest, in welches Land würdest du heute gehen oder in welche Region Ja Es sollte nicht das Land sein, in dem du vielleicht schon ein Auslandsjahr gemacht hast.
[00:03:07] Ralf Köhler: Da kommen wir gleich noch drauf zu sprechen.
[00:03:10] Bettina Wiedmann: Okay. Ich glaube, ich würde sowas ausprobieren wie Estland oder Schweden oder so irgendwas, was jetzt nicht jeder macht, aber was mich trotzdem interessiert. Also Estland. Ich glaube, ich würde Estland lernen Estland.
[00:03:22] Ralf Köhler: Sprichst du die Sprache? Nee. Aber das lernt man dann dort.
[00:03:28] Bettina Wiedmann: Schwedisch lerne ich gerade. Schwedisch lerne ich gerade. Insofern wäre Schweden schlauer, aber mit 15 Jahren Ich finde Estland total spannend und da kommt man mit Englisch ziemlich weit.
[00:03:36] Ralf Köhler: Ist Schwedisch schwierig?
[00:03:38] Bettina Wiedmann: Nee. Also ich finde die Aussprache sehr schwierig, das kann ich überhaupt nicht, aber ansonsten ist es eine germanische Sprache und dem Deutschen sehr nahe.
[00:03:48] Ralf Köhler: Super. Lass uns gleich bei dir bleiben. Lass uns über dich reden. Wer bist du eigentlich? Also nicht als Geschäftsführerin, sondern als Mensch. Stell dir vor, wir rufen deine beste Freundin an und fragen sie, was ist typisch Bettina? Ja Was würden wir da als Antwort zurückbekommen?
[00:04:04] Bettina Wiedmann: Bettina sagt gerne zu allem Ja und versucht immer allen zu helfen, hat für eine gewisse Zeit unglaublich viel Energie und braucht dann aber einen Tag oder so, um sich wieder zu erholen Ich glaube, das würden sie sagen.
[00:04:19] Bettina Wiedmann: Ich werde immer ein bisschen belächelt weil ich eigentlich immer versuche, für alle irgendwie eine Lösung zu finden und eben auch zu helfen. Ich nehme alle Tiere auf, die irgendwo stranden und auch AustauschschülerInnen nehmen wir auf. Das ist so ein bisschen mein Ding. Ich denke immer, wenn ich es machen kann, dann sollte ich es machen, sollte ich helfen.
[00:04:39] Ralf Köhler: Weil du gerade sagt, ihr habt selber Austauschschüler aufgenommen, das finde ich sehr spannend. Das ist sicherlich was ganz anderes, als eine Austauschorganisation zu leiten, Fragezeichen. Wie war das für euch als Familie?
[00:04:52] Bettina Wiedmann: Also tatsächlich würden alle meine Familienmitglieder sagen, dass es immer sehr bereichernd war und ist.
[00:04:59] Bettina Wiedmann: Wir hatten bislang elf Personen bei uns, Langzeit in der Familie. Und davon sind fünf AustauschschülerInnen der anderen Au-pairs. Also AustauschschülerInnen es waren zwei Jungs und drei Mädchen bislang Und es ist was ganz anderes, als eine Austauschorganisation zu leiten, aber es war für mich nach meinem eigenen Schüleraustausch mit die wertvollste interkulturelle Erfahrung, Lernerfahrung die ich machen konnte und für uns als Familie unglaublich gut.
[00:05:32] Bettina Wiedmann: Also ich habe drei Kinder und drei Mädchen und die lernen mit jedem Gast, den wir bei uns haben, mit jedem Familienmitglied auf Zeit, das wir bei uns haben, einfach unglaublich viel dazu. Ja, also ich kann es jedem nur empfehlen.
[00:05:48] Ralf Köhler: Magst du mal so ein, zwei Beispiele geben? Ich nehme an, es gibt auch Momente wo du sagst, puh das ist aber ganz schön intensiv oder?
[00:05:54] Ralf Köhler: Wenn du sagst elf.
[00:05:55] Bettina Wiedmann: Ja, total. Ja, also das ist am Anfang vor allem sehr intensiv. Ich höre oft so, dann hat man ja immer einen Fremden im Haus. Nee. Also die ersten paar Wochen, Monate, da ist man sich fremd aber dann lernt man sich sehr gut kennen und dann ist es wirklich ein Familienmitglied. Aber natürlich muss man sich am Anfang ein bisschen darauf einstellen und schwierig wird es immer dann, wenn die andere Person halt vielleicht ganz andere Erwartungen hat an das Familienleben.
[00:06:24] Bettina Wiedmann: Also zum Beispiel hatten wir jetzt als letztes Familienmitglied auf Zeit eine Schwedin bei uns, vielleicht auch mein Hang zum Schwedisch lernen. Und für sie waren wir, glaube ich, sehr anstrengend als Familie, weil wir sehr laut sind. Davor hatten wir dreimal hintereinander Italienerinnen bei uns. Das hat irgendwie besser gepasst vom Temperament her.
[00:06:48] Bettina Wiedmann: Die waren nicht so überfordert mit der Lautstärke. Natürlich ist es dann für dich als Familie schwierig Du hast so das Gefühl, dein Familienkonzept wird auf den Prüfstand gestellt und wird hinterfragt aber gleichzeitig lernst du einfach auch ganz viel über dich als Familie, was dir wichtig ist. Also zum Beispiel wir essen immer gemeinsam, wir frühstücken jeden Morgen.
[00:07:08] Bettina Wiedmann: Ich glaube, da sind wir wahrscheinlich nicht mehr so die Norm, aber jeden Morgen setzen wir uns um circa zehn, acht, sieben alle um den Tisch und frühstücken. Und irgendwie erwarten wir das dann, glaube ich, schon auch von unseren Familienmitgliedern auf Zeit. Und dann merkst du halt, die einen sitzen da und kriegen kein Wort raus.
[00:07:24] Bettina Wiedmann: Und dann denkst du dir, okay, vielleicht solltest du doch besser ein bisschen länger schlafen. Und andere beteiligen sich. Und für die Kinder war es immer so ein, ja auch ein, was nervt mich selber? Was fällt mir auf? Und wie möchte ich mich dann vielleicht auch verhalten? Also wo möchte ich vielleicht mithelfen Also insgesamt, ja herausfordernd aber immer absolut bereichernd.
[00:07:51] Bettina Wiedmann: Also wirklich ganz toll. Also unsere letzte Austauschschülerin aus Italien, die wird uns jetzt im Sommer zum Beispiel auch wieder besuchen. Die war an Karneval bei uns. Wir haben immer noch Kontakt zu allen elf tatsächlich.
[00:08:03] Ralf Köhler: Wow. Schüleraustausch, ist das auch für deine eigenen Kinder ein Thema? Und wenn ja, sind die Feuer und Flamme oder eher so Mama, nicht dein Thema schon wieder?
[00:08:14] Bettina Wiedmann: Die sind Feuer und Flamme. Meine Älteste, die ist 15, die war jetzt gerade tatsächlich für einen Term in Australien weil die von ihrer Schule aus nächstes Jahr nicht gehen kann, weil die so einen bestimmten Kurs gewählt hat. Ist ein bisschen kompliziert, aber auf jeden Fall war die für einen Term in Australien.
[00:08:31] Bettina Wiedmann: Hatte eine sehr herausfordernde Zeit, muss man tatsächlich sagen. Die anderen zwei sind, also die Roberta die wird elf im August und die Flo ist acht. Für die ist das jetzt noch nicht so wirklich ein Thema, aber durch die Schülerinnen und Schüler, die eben zu uns kommen, ist für die eigentlich so total klar, dass sie irgendwann mal ins Ausland gehen.
[00:08:53] Bettina Wiedmann: Also die Roberta will, glaube ich, lieber Au-pair werden und vielleicht in Italien aber wer weiß, haben ja auch noch Zeit. Insgesamt ist auf jeden Fall dieses Thema Austausch bei uns in der Familie sehr positiv besetzt. Ist nicht nur Mamas Thema.
[00:09:07] Ralf Köhler: Du warst selber auch im Auslandsjahr, hattest du glaube ich erzählt oder meine ich zu wissen.
[00:09:14] Ralf Köhler: Erzähl mal, wo du warst was du gemacht hast und ob das in irgendeiner Form dazu beigetragen hast zu deiner Tätigkeit, die du heute bei der Austauschorganisation machst.
[00:09:24] Bettina Wiedmann: Also vielleicht die Antwort auf die letzte Frage zuerst. Ja, absolut. Ich war ein Jahr in Arlington, Virginia. Mit damals 17. Also ich habe in Baden-Württemberg Abitur gemacht, wie man wahrscheinlich hört, auch wenn ich schon lange in Bonn lebe, aber wir Schwaben können ja alles, außer irgendwie unseren schwäbischen Dialekt so richtig ablegen.
[00:09:45] Bettina Wiedmann: Also ich habe in Baden-Württemberg Abitur gemacht und bei mir war es so, dass ich in der 10 mir das noch gar nicht vorstellen konnte, ins Ausland zu gehen. Und dann war aber in der 10. kam in unsere Klasse eine, die davor gerade ein Jahr weg war und Und die hat so begeistert erzählt und dann habe ich gedacht, okay, ich will auf jeden Fall gehen.
[00:10:03] Bettina Wiedmann: Und in der Elf bin ich immer noch nicht gegangen, weil ich die Elf irgendwie unbedingt machen wollte, weil klar war, die Elf ist in Baden-Württemberg sehr anstrengend oder damals war sie es zumindest. Und dann bin ich also nach der Elf für ein Jahr in die USA. Und das Jahr war… Für mich absolut augenöffnend.
[00:10:22] Bettina Wiedmann: Ich habe das total genossen. Ich hatte auf einmal einen Gastbruder. Ich bin Einzelkind und Trent ist immer noch mein Bruder. Wir sind immer noch in Kontakt. Damals haben wir uns auch, wie sich das für Geschwister gehört, eigentlich überhaupt nicht so toll gefunden gegenseitig Wir waren ziemlich genervt voneinander, er vor allem von mir.
[00:10:44] Bettina Wiedmann: Ich hatte einfach wirklich eine so prägende Erfahrung, dass ich immer dachte, eigentlich wollte ich immer später mal in die USA oder ich will einen Job haben, wo ich in die USA kann und wo ich irgendwie immer reisen kann. Das mache ich jetzt nicht. Aber als sich nach dem Studium eine Möglichkeit ergeben hat, in diesen Bereich Austausch zu gehen, ich war zunächst bei der Karl-Duesberg-Gesellschaft also in diesem Bereich Erwachsenenaustausch war das für mich irgendwie sofort klar.
[00:11:12] Bettina Wiedmann: Und als dann… Die Möglichkeit kam, zu einer richtigen Schüleraustauschorganisation zu gehen, habe ich, glaube ich genau fünf Minuten gezögert und bin dann zu Experiment.
[00:11:23] Ralf Köhler: Super. Danke für die Einblicke erstmal zu dir selbst. Lass uns zum nächsten Thema kommen, Menschen und Entscheidungen. Damit Jugendliche ein gutes Auslandsjahr erleben können, braucht es mehr als Idealismus.
[00:11:39] Ralf Köhler: Es braucht Entscheidungen, es braucht Strukturen. Und es braucht auch den Umgang mit schwierigen Themen oder Fragen hier und da. Wie navigiert ihr als Austauschorganisation durch dieses Spannungsfeld? Und das ist jetzt relativ breit gefragt. Vielleicht sagst du mal, was ist das Spannungsfeld bei euch? Was sind so die drei Themen oder Blöcke oder Spannungsfelder zwischen denen ihr balanciert wo ihr vielleicht auch verschiedene Interessen in Einklang versucht zu bringen?
[00:12:08] Ralf Köhler: Und wie navigiert ihr dadurch als Organisation
[00:12:14] Bettina Wiedmann: Naja also ich glaube, es gibt viele Spannungsfelder Ich denke, eins ergibt sich durch unsere Gemeinnützigkeit einerseits worin manche dann irgendwie sehen, so nach dem Motto wir arbeiten für Luft und Liebe. Das ist es aber nicht. Also die Gemeinnützigkeit einerseits und auf der anderen Seite halt der Markt, auf dem wir uns befinden und auf dem wir uns auch beweisen müssen.
[00:12:36] Bettina Wiedmann: Also es reicht halt nicht mehr, einfach nur zu sagen, ja, wir sind gemeinnützig Sondern wir müssen einfach mit Qualität überzeugen Das wäre jetzt so ein Spannungsfeld, in dem wir uns befinden. Aber natürlich haben wir trotzdem noch unseren Satzungszweck und unsere Mission, die wir erfüllen wollen. Und damit verbunden sind dann natürlich weitere Spannungsfelder Einerseits wollen wir möglichst vielen Jugendlichen einen Auslandsaufenthalt ermöglichen klingt jetzt blöd, aber zugänglich machen.
[00:13:09] Bettina Wiedmann: Und auf der anderen Seite müssen wir natürlich aber auch gucken, okay, was können die Partner verkraften in Anführungszeichen? Also wie können sie vermitteln? Das heißt, gerade wenn wir uns um das Thema Bildungsgerechtigkeit kümmern, Am liebsten würden wir alle Jugendlichen, die irgendwie sagen, hier ich habe Lust, ich würde gerne gehen, ins Ausland schicken.
[00:13:32] Bettina Wiedmann: Aber wir wissen ja durch unsere Erfahrung als Einreiseorganisation, man braucht immer auch Gastfamilien die diese Jugendlichen dann aufnehmen und dafür muss halt ein gewisses Maß an Eignung schon vorhanden sein. Und also da sehe ich ein riesen Spannungsfeld. Einerseits wir wollen so vielen wie möglich das eben zugänglich machen und auf der anderen Seite haben wir die Gastfamilien die ja auch eine positive Erfahrung machen sollen, zum Beispiel.
[00:14:02] Bettina Wiedmann: Ich bin mir sicher, mir würden noch viele andere Spannungsfelder einfallen, aber das sind so die, mit denen wir uns schon beschäftigen und die uns tagtäglich beschäftigen
[00:14:13] Ralf Köhler: Wo du gerade von Partnern redest, nach welchen Maßstäben wählt ihr die Partner aus, mit denen ihr zusammenarbeitet oder entscheidet vielleicht auch, in welche Länder ihr entsendet, welche Produkte ihr ins Portfolio aufnehmt?
[00:14:27] Ralf Köhler: Ihr bietet ja nicht nur Schüleraustausch an. Genau, also wie wählt ihr das aus? Ist das eher so Bauchgefühl oder Excel-Tabelle oder gib uns da mal vielleicht einen kleinen Einblick?
[00:14:38] Bettina Wiedmann: Also ich bin totaler Typ Bauchgefühl Ich weiß aber, dass man damit keine Organisation leiten kann. Deswegen haben wir natürlich schon die ein oder anderen Kriterien.
[00:14:47] Bettina Wiedmann: Bei uns ist es tatsächlich so, dass wir mit den meisten unserer Partnern seit wirklich langer Zeit zusammenarbeiten. Das heißt, die habe gar nicht ich ausgewählt, sondern die hat irgendjemand vor mir ausgewählt und ich bin jetzt schon seit, ich glaube, 21 Jahren oder so Geschäftsführerin. Es gibt aber natürlich auch neue Partner, die wir aussuchen.
[00:15:06] Bettina Wiedmann: Da haben wir so Gewisse Kriterien die erfüllt sein müssen. Wir möchten immer gern noch von anderen Organisationen hören, die schon mit denen arbeiten. Also wir arbeiten über Recommendations Wir gucken uns genauer an, wie die arbeiten. Wir treffen die gerne auf Konferenzen. Aber so im Großen und Ganzen muss einfach die menschliche Basis stimmen Und ich glaube, dass das auch so für den Schüleraustausch das Wichtigste ist.
[00:15:34] Bettina Wiedmann: Die Zahlen können super sein. Wir wollen gerade mit einem neuen Partner in Australien zusammenarbeiten und der will von uns keine Ahnung was alles. Also die Eintragung ins Vereinsregister und dies und das. Und ja, natürlich ist es schon gut sich zu vergewissern dass die Organisation existiert. Aber ich glaube, wie es dann wirklich, wie die Zusammenarbeit wirklich läuft, das merkst du erst, wenn du zusammenarbeitest und wenn es dann vielleicht auch die ersten Herausforderungen gibt.
[00:15:58] Bettina Wiedmann: Und ja, nur weil du es vorher gesagt hast, wir haben ein sehr breites Portfolio und deswegen ist es eben auch für uns wichtig, dass wir gerade im Freiwilligendienst, den wir ja auch machen, dass wir da einfach auf Augenhöhe arbeiten. Also das ist eine Sache, die für uns am aller wichtigsten ist bei Partnerschaften auf Augenhöhe.
[00:16:17] Bettina Wiedmann: Keiner ist besser als der andere.
[00:16:19] Ralf Köhler: Okay Vielleicht nochmal von einer anderen Richtung gefragt, was unterscheidet euch eigentlich von anderen Austauschorganisationen Auch mit dem Wissen, dass viele Organisationen ja auch vor Ort mit gleichen Partnern zusammenarbeiten insbesondere auch in der USA. Also was macht euch wirklich anders?
[00:16:40] Bettina Wiedmann: Ich glaube, es ist das Zusammenspiel. Also es sind unterschiedliche Dinge. Aber zum einen ist es schon diese Gemeinnützigkeit. Und ich will nicht sagen, dass die Gemeinnützigkeit uns per se besser macht, aber sie lässt uns manche Dinge anders machen. Wir haben an vielen Stellen die Möglichkeit, uns eben für Bildungsgerechtigkeit einzusetzen oder Programme anzubieten Die ich, wenn ich jetzt einen Investor im Rücken habe, einfach nicht anbieten würde, weil sie sich nicht rentieren.
[00:17:04] Bettina Wiedmann: Aber wir haben immer diese programmatischen Aushängeschilder wie wir sie nennen. Also etwas, wo wir sagen, wir machen das, wir verdienen keinen Cent dran oder vielleicht sogar, wir geben unser eigenes Geld rein, wir nutzen unseren Stipendien vor, aber wir machen es, weil wir sagen, wir wollen hier einen Beitrag leisten.
[00:17:19] Bettina Wiedmann: Wir glauben, dass es wichtig ist, dass eben auch diese Jugendlichen ins Ausland kommen. Das ist eine Sache. Dann glaube ich, was uns schon, Unterscheidet oder was zumindest unsere Qualität beeinflusst, das merke ich immer, wenn wir mit, gerade in den USA, du hast vorhin die USA erwähnt, die Organisationen die nur Ausreise machen, die haben nur die Ausreise im Blick und selten die Einreise.
[00:17:42] Bettina Wiedmann: Wenn du aber beides machst, Ausreise und Einreise, dann siehst du beide Seiten und dann kannst du dich auch, wenn du zum Beispiel jetzt schon mal Gastfamilie warst Besser in die Gastschüler reinversetzen. Also tatsächlich, seit ich Gastfamilie war und das so am eigenen Leib immer wieder erlebe, wie das ist, würde ich von mir behaupten dass ich sehr viel mehr auf der Seite der Schülerinnen und Schüler bin, wenn es Probleme gibt.
[00:18:06] Bettina Wiedmann: Weil ich weiß, wie sehr eine Familie ist, In ihrer eigenen Welt nichts falsch macht, aber trotzdem der Schüler oder die Schülerin total unter Druck gerät und dann eben gerne die Gastfamilie wechseln möchte. Das so als Beispiel. Also diese Zweiseitigkeit, ich glaube, die hilft uns, unsere Qualität zu verbessern.
[00:18:24] Bettina Wiedmann: Und als dritte Sache, die wir machen, also weil du vorher gesagt hast, wie wählen wir unsere Produkte aus? Das ist lustig weil als gemeinnützige Organisation haben wir natürlich keine Produkte sondern wir haben Programme aber im Endeffekt ist es genau das Gleiche Und da komme ich wieder zu dem Spannungsfeld, von dem du vorher gesprochen hast.
[00:18:42] Bettina Wiedmann: Einerseits müssen wir am Markt bestehen. Also wir haben uns lange Jahre dagegen gewehrt dass man irgendwas auswählen kann bei uns, weil wir immer gesagt haben, nein, wir wollen, dass wir ganz offene Jugendliche ins Ausland schicken und die sollen nicht bestimmen können, in welchen Staat sie kommen oder an welche Schule sie gehen, sondern wir brauchen diese Offenheit Das ist aber nicht mehr zeitgemäß Und deswegen versuchen wir da, unser Portfolio so anzupassen, dass wir am Markt bestehen können.
[00:19:07] Bettina Wiedmann: Und wir machen aber halt auch diese ganzen anderen Programme also viel Kurzzeit die Freiwilligendienste, Weltwärts und so, die, wie gesagt, also sich nicht wirklich rechnen vom Finanziellen her, aber von denen wir finden, dass sie unser Portfolio als gemeinnützige Austauschorganisation ergänzen und uns eben helfen, unseren Satzungszweck zu erfüllen.
[00:19:32] Ralf Köhler: Mhm. Jede Organisation, die schon länger am Markt ist, hat es mindestens einmal richtig durchgerüttelt. Was war so aus deiner Perspektive so ein Moment, wo du dachtest, boah, das ist jetzt aber knifflig oder jetzt ist der Ofen aus? Und wie habt ihr das gedreht und wie seid ihr damit umgegangen auch gerade auf Führungsebene?
[00:19:54] Bettina Wiedmann: Ja, also ich bin seit 2004 bei Experiment und seit 2006 Geschäftsführerin. Genau, dann bin ich keine 20-Jahre-Geschäftsführerin, aber seit 20 Jahren dabei.
[00:20:07] Bettina Wiedmann: Corona war das, was uns echt total durcheinandergebracht hat. Wir sind in das Jahr 2020 gestartet, denkend das würde unser bestes Jahr ever werden. Und dann kam Corona und es hat uns wirklich für kurze Zeit den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber, also ich finde, wir haben das beobachtet Gut gemacht damals im Leitungsteam aber auch eben, also als EV haben wir einen Vorstand, ich bin Mitglied im Vorstand, aber auch die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder haben uns super unterstützt.
[00:20:36] Bettina Wiedmann: Wir haben einfach weitergemacht, zwar in reduzierter Form, wir sind in Kurzarbeit gegangen, aber wir haben nie aufgegeben und wir haben diese Krise wirklich total als Chance genutzt. Also wir haben in der Zeit Davor gab es bei uns viele, die der Meinung waren, dass zum Beispiel Homeoffice geht gar nicht.
[00:20:54] Bettina Wiedmann: Mittlerweile ist bei uns total egal. Also jeder arbeitet von überall. Wir haben einfach diese Krise genutzt um uns zu modernisieren, um zu gucken, was funktioniert, was funktioniert nicht. Und im Endeffekt sind wir tatsächlich gestärkt aus Covid hervorgegangen aus dieser Pandemie. Ich brauche sie jetzt nicht gleich wieder, kann ich dir auch sagen.
[00:21:14] Bettina Wiedmann: Aber im Großen und Ganzen Haben wir das sehr gut überstanden.
[00:21:20] Ralf Köhler: Klasse. Ja, das wäre auch mein Beispiel gewesen, an das ich sofort gedacht hätte. Lass uns vielleicht mal zum nächsten Thema kommen. Raus aus der Vogelperspektive und rein in den Alltag der Schüler und Schülerinnen. Was sind heute die größten Herausforderungen für Austauschschüler vor Ort?
[00:21:40] Ralf Köhler: Ist das Papierkram Sind das Visa-Fragen wie gerade aktuell? Ist es Zwischenmenschliches Sind es Probleme mit der Gastfamilie? Erzähl mal bitte aus deiner Praxis.
[00:21:54] Bettina Wiedmann: Also ich glaube, im Großen und Ganzen dieses Visa-Zeug und so, das... Gerade jetzt aktuell natürlich mit den USA, das sind so kleinere Hürden aber das sind ja Hürden, die du nicht alleine packen musst, sondern da hilft dir jemand, deine Eltern gehen mit dir zum Konsulat und so.
[00:22:16] Bettina Wiedmann: Ich glaube, vor Ort sind die zwischenmenschlichen Probleme. Ich glaube auch, und das sage ich bewusst als Mutter, die selber drei Kinder hatte und die gerade eine Tochter im Austausch hatte, wo es wirklich nicht gut lief Ja, ich glaube aber schon, dass wir Eltern einfach dazu neigen, auch geprägt durch diese Zeit während der Pandemie, gerne jetzt eigentlich alle Probleme für die Kinder mit zu lösen.
[00:22:40] Bettina Wiedmann: Also und das erschwert den Jugendlichen vor Ort diese Eigenständigkeit Also einfach auch dieses Okay, ich löse das Ganze jetzt selber. Und durch die Medien, die wir zur Verfügung haben, also hier WhatsApp, Call und so weiter, können wir ja auch wirklich hautnah als Eltern dabei sein und alles coachen Und das, glaube ich, ist für die Jugendlichen im Endeffekt verändert, dass die Lernerfahrung Ich glaube, in Ausnahmesituationen ist es gut, dass die Eltern da überall dabei sein können.
[00:23:11] Bettina Wiedmann: Aber bei der Frage, Mama, soll ich jetzt heute irgendwie, keine Ahnung. Einen Pulli anziehen oder meinst du, es reicht irgendwie das T-Shirt? Da würde ich halt lieber die Gastmutter fragen. Also bestes Beispiel, unsere erste Austauschschülerin kam morgens aus ihrem Zimmer und hat gesagt, my dad thinks I need to go and see a doctor.
[00:23:30] Bettina Wiedmann: Dann habe ich gesagt, okay, how does your dad know? Ja, ich habe dem erzählt, wie es mir geht und dann habe ich gesagt, warum, jetzt hat der sich die ganze Nacht Sorgen gemacht, warum erzählst du es nicht einfach mir und wir gehen zusammen zum Arzt. Und das jetzt auf die Austauschschülerin, unsere Teilnehmenden im Ausland übertragen
[00:23:46] Bettina Wiedmann: So, wo macht es wirklich Sinn, dass man die Eltern mit einbezieht und wo guckt man vielleicht auch, dass man es selber löst? Und dann, letztes großes Thema, Social Media, der Vergleich. Dass ich nicht immer vergleiche dass ich sehe, beim, keine Ahnung, Lukas ist es viel besser in der Gastfamilie was ich da auf Instagram sehe, die haben ja einen Pool.
[00:24:08] Bettina Wiedmann: Ich meine, das kennen wir auch aus unserem Leben. Social Media sieht halt immer sehr schön aus und diese Vergleiche glaube ich die machen es den Jugendlichen auch wahnsinnig schwer, wirklich ihre eigene Erfahrung zu haben und nicht immer zu denken, irgendwo anders könnte es besser sein.
[00:24:24] Ralf Köhler: Lass uns bei diesen zwei Aspekten nochmal kurz bleiben.
[00:24:26] Ralf Köhler: Social Media ist ja spannend und ist auch ein großes Feld. Da hast du gerade schon einen Aspekt genannt was das mit den Kindern macht, also dass man sich vergleicht Siehst du da noch was anderes mit Social Media die letzten fünf bis sieben Jahre, was das verändert hat mit den Jugendlichen? Oder ist das so der Hauptpunkt?
[00:24:48] Bettina Wiedmann: Also ich glaube, der Hauptpunkt ist das Vergleichen und das Unglücklich werden darüber, dass man eben nicht… Die Figur den Teint, die Haare die Muskeln, die, keine Ahnung, also ich bin natürlich, ich habe drei Töchter, da bin ich eher weiblich geprägt, bin selber auch noch weiblich, ja, aber halt so dieses, boah, die sehen alle so gut aus, die haben so ein tolles Leben und ich sitze hier zu Hause, das ist das eine und andererseits aber eben genau das, also diese Verbindlichkeit fehlt mir oft, weil du durch WhatsApp und durch alles andere was es noch so gibt an Kommunikationsmöglichkeiten Du musst dich ja auch nicht mehr richtig verabreden.
[00:25:29] Bettina Wiedmann: Das ist so, du verlässt die Schule und du sagst ja, lass uns nachher mal kurz chatten wann wir uns treffen und nicht, okay, ich gehe jetzt heim und um drei treffen wir uns wieder in der Eisdiele. So war es bei uns früher. Weil Telefon, also wir hatten keine Handys Und ich glaube, das... Diese Verbindlichkeit und dieses, ich mache jetzt was aus, ich muss mich jetzt festlegen, man will sich alle Optionen offen lassen und im Endeffekt hat man dann oft gar nichts, weil irgendwie kann man sich dann nicht entscheiden und dann bleibt man halt doch daheim.
[00:26:01] Bettina Wiedmann: Ich glaube, dass das das Leben schwieriger macht in manchen Situationen.
[00:26:06] Ralf Köhler: Du meintest gerade aus der Perspektive des Austauschschülers gesprochen, Probleme auch selber angehen mit der Gastfamilie sprechen. Und damit hast du auch eigentlich so ein bisschen die Perspektive der Eltern indirekt mit angesprochen.
[00:26:20] Ralf Köhler: Für die ist es ja auch eine schwierige Situation. Die geben das Kind am Flughafen ab. Ganz neue Situation. Das Kind ist ein Jahr weg. Und die stellen sich ja auch die Frage, rufe ich jetzt an, rufe ich jetzt nicht an? Wann rufe ich an? Wann greife ich ein? Greife ich besser nicht ein? Nehmen an, du hast das schon mit beantwortet.
[00:26:41] Ralf Köhler: Das gilt auch für die Eltern Und weniger ist wahrscheinlich mehr.
[00:26:48] Bettina Wiedmann: Ja, weniger ist mehr. Ich muss so ein bisschen lächeln, weil, also ich habe vorher gesagt, die zweitwichtigste interkulturelle Lernerfahrung war es, Gastfamilie zu sein. Die erste war natürlich mein Schüleraustausch die zweite Gastfamilie zu sein und die dritte Entsendemutter zu sein.
[00:27:05] Bettina Wiedmann: Auch wenn das nur ein Term in Australien war, war das enorm prägend. Also ich habe nochmal viel besser wirklich so die Elternseite verstanden Ja Und tatsächlich glaube ich schon, es ist gut, nicht zu viel einzugreifen, bis zu dem Punkt, wo man halt irgendwie merkt, okay, jetzt braucht mein Kind wirklich Hilfe, jetzt geht es nicht mehr.
[00:27:24] Bettina Wiedmann: Und ich verstehe alle Eltern gut, die irgendwie Sorge haben, weil ich selber nachvollziehen kann, wie es einem eben geht. Man gibt sein Kind her, man gibt die Verantwortung ab. Man gibt ja die Verantwortung auch an diese Gastfamilie erstmal ab. Also das Kind wird dann in der Zeit von der Gastfamilie erzogen.
[00:27:41] Bettina Wiedmann: Und natürlich gibt man nicht 100 Prozent ab und man kann jederzeit sagen, so, ich will jetzt, dass mein Kind zurückkommt aber das ist ja irgendwie so die letzte Lösung. Und von daher, ja, weniger ist mehr. Also ich würde schon abraten von so einem täglichen Coaching Gerade wenn es jetzt beim Jahr ist, irgendwann wollen die es hoffentlich auch nicht mehr, das tägliche Coaching, aber halt, dass man sich so langsam abnabelt und schon das Kind die eigenen Erfahrungen machen lässt.
[00:28:08] Bettina Wiedmann: Und auch wenn es ganz doof klingt aber gerade die schweren Erfahrungen schwer im Sinne von komplizierter, wo jetzt nicht alles so locker läuft, das sind die allerbesten Lernerfahrungen.
[00:28:22] Ralf Köhler: Was sind denn so typische Missverständnisse zwischen Lernkurs Und Austauschschülern und Gastfamilien.
[00:28:30] Bettina Wiedmann: Oh, typische Missverständnisse.
[00:28:36] Bettina Wiedmann: Vielleicht Dinge, wo man, also ich würde mal sagen, Basics. Ich finde es total selbstverständlich dass man seinen Teller und sein Glas mit rausnimmt in die Küche und dann in die Spülmaschine räumt in den Kühlschrank Der Familie des Gastschülers der Gastschülerin ist es aber nicht selbstverständlich Das heißt, die steht einfach auf, geht hoch und denkt sich, das macht ja irgendjemand.
[00:29:01] Bettina Wiedmann: Das Schlimmste, und da fängt es dann immer an, ist, wenn Gastfamilien dann nicht sagen, du, weißt du was, bei uns nimmt jeder seinen Teller und seine Gabel Messer und trägt das einfach raus und packt es besten auch gleich in die Spülmaschine, sondern wenn es zu dieser passiven Aggressivität kommt, Die wir schon auch oft erleben, das muss der Austauschschüler oder die Austauschschülerin doch merken, dass wir das hier anders machen.
[00:29:24] Bettina Wiedmann: Deswegen fällt es mir schwer zu sagen, ein typisches Missverständnis. Ich glaube, es ist eher so allgemein Und der typische Fehler ist, es nicht anzusprechen. Weil man vielleicht am Anfang denkt, Ja, jetzt hat sie ja gerade so viel Heimweh oder jetzt hat er ja gerade so viel Heimweh jetzt machen wir es nicht.
[00:29:39] Bettina Wiedmann: Und umgedreht jetzt auf die Position des Teilnehmenden oder der Teilnehmenden übertragen, Fragen, Fragen, Fragen. Wie wollt ihr das, dass ich das mache mit Kochen zum Beispiel? Wenn ich mittags heimkomme, ich habe oft Hunger. Kann ich einfach am Kühlschrank gehen oder wie hättet ihr das gerne? Also wirklich dieses ganz typische, klassische Fragen, Fragen Fragen.
[00:30:02] Bettina Wiedmann: Und nicht davon ausgehen, dass alles genauso läuft, wie es zu Hause läuft, weil es mit Sicherheit andere Dinge geben wird. Aber ich glaube, es ist dieser ständige Dialog und das ist aber auch das, wovon man im Endeffekt so viel lernt und so viel profitiert.
[00:30:19] Ralf Köhler: Ja danke für die Einblicke. Das ist hilfreich und auch spannend, glaube ich auch gerade für Eltern und auch Schüler, die gehen, das so konkret mal zu hören.
[00:30:29] Ralf Köhler: Lass uns zum nächsten Themenbereich kommen, Zukunft des Schüleraustauschs. Schüleraustausch ist immer auch ein Spiegel der Zeit. Die Zeit ändert sich gerade rasant, gesellschaftlich politisch technologisch. Wie nehmt ihr das wahr als Austauschorganisation in eurer täglichen Arbeit? Und vielleicht auch mit Fokus auf Schulen.
[00:30:52] Ralf Köhler: Was würdet ihr Schulen und Lehrern Lehrerinnen empfehlen wie man Schüler... Bestmöglich vorbereitet auf den Schüleraustausch?
[00:31:04] Bettina Wiedmann: Also vielleicht zurück zum Beginn deiner Frage. Also ja, ich glaube, diese Zeiten, die sind momentan verrückt. Da müssen wir überhaupt nicht drüber diskutieren. Und ja... Es gab sicher auch schon Zeiten, wo wir uns alle etwas wohler und sicherer gefühlt haben in dieser Welt und ich glaube aber, dass genau jetzt eben diese Austauschprogramme enorm wichtig sind.
[00:31:27] Bettina Wiedmann: Also ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist zum Beispiel, dass wir weiter mit den USA Austausch machen, auch wenn ich viele höre die sagen, echt, USA, kann man das überhaupt noch? Ja, das kann man. Und interessanterweise fragen mich das dann die, die den Urlaub in der Türkei und in Ägypten geplant haben.
[00:31:45] Bettina Wiedmann: Also ja, auch dahin fliegt man. Jetzt ging wohl die Meldung rum, es gibt neue Reisewarnungen für nicht die USA, aber so wurde es von manchen aufgefasst Dann hatten wir die Nachfrage, ja, also kann man überhaupt noch in die USA reisen? Es gibt ja jetzt die Reisewarnung. Nein, die gibt es nicht. Es gibt Sicherheitshinweise und die gab es schon immer nicht.
[00:32:05] Bettina Wiedmann: Also ich glaube, das ist so die eine Sache. Man muss, dieser Austausch der hat seine Berechtigung. Es geht immer darum, Menschen als Menschen kennenzulernen, Länder und Kulturen so kennenzulernen, dass man versteht im Endeffekt wollen wir alle das Gleiche. Wir wollen alle irgendwie geliebt werden, wir wollen irgendwie in einer Gemeinschaft sein und wir wollen, dass es uns einigermaßen gut geht.
[00:32:28] Bettina Wiedmann: Und manche nutzen da andere Mittel als andere und das will ich überhaupt nicht schön reden, aber … Aber die USA an sich sind immer noch ein Land, in dem man sehr gut Austausch machen kann. Und jetzt Schulen. Ich meine, Schulen ist immer ein Thema. Schulen sind generell dem langfristigen Schüleraustausch nicht so positiv gegenübergestellt, weil sie natürlich auch eigentlich nicht so viel davon haben auf den ersten Blick.
[00:32:53] Bettina Wiedmann: Unser deutsches Schulsystem ist ja schon so ein bisschen… Wie soll ich sagen? Also da hast du jetzt nicht unbedingt so viele Vorteile, weil du ein Jahr in den USA warst und jetzt zum Beispiel super fließend sprechen kannst. Wenn du die Grammatik nicht beherrschst, dann kriegst du trotzdem nicht unbedingt eine viel bessere Englischnote.
[00:33:10] Bettina Wiedmann: Deswegen merken wir oft, wir sind ja sehr viel in Kontakt mit Schulen als Experiment. Wir versuchen vor allem Schulen anzusprechen, die eben jetzt nicht Gymnasien sind oder die nicht so viel Austausch bislang machen und versuchen mit denen zusammenzuarbeiten Also quasi so ein, es nennt sich Schule Global, ein Programm aufzustellen wie die Schule sich international ausrichten kann, ohne dass jetzt alle in langfristigen Schüleraustausch müssen.
[00:33:36] Bettina Wiedmann: Weil auch das, da bin ich ganz klar, der einjährige Schüleraustausch ist nicht unbedingt für jeden das beste Programm. Früher war das so eine Trennung, die Gemeinnützigen machen nur den einjährigen Schüleraustausch das ist das einzig wahre. Da hat Experiment noch nie so richtig reingepasst, weil wir aus der Kurzzeit kommen und aus den Gruppenprogrammen.
[00:33:55] Bettina Wiedmann: Natürlich ist ein Jahr super, wenn es passt, wenn man es sich leisten kann, spitze. Aber es gibt auch ganz viele andere Möglichkeiten und das wäre so das, wo ich… Froh wäre, wenn die Schulen das quasi auch aufnehmen würden und nicht immer nur sagen würden, ja, also der einjährige Schüleraustausch ist ja nur für die, die das Geld haben und so.
[00:34:14] Bettina Wiedmann: Das ist ja so ein Elite-Programm Das ist es wirklich nicht. Es gibt ganz viele Stipendienmöglichkeiten. Es gibt Möglichkeiten für eben auch für kürzere Zeit ins Ausland zu gehen, wenn vielleicht auch ein langjähriger ein einjähriger Austauschaufenthalt nicht reinpasst in die Lebensbiografie. Also da gibt es Viele verschiedene Möglichkeiten und ich wünsche mir da von den Schulen eine gewisse Offenheit für diese Möglichkeit des Schüleraustauschs und dass sie es eben auch sehen als lebensbildende Maßnahme Lebensbildung und nicht unbedingt jetzt, wie soll ich sagen, eine Bildungsmaßnahme für den einzelnen Schüler für die englische Grammatik weil das ist es nicht.
[00:34:56] Ralf Köhler: Fokus ab. Auf die Politik. Welche politischen Rahmenbedingungen braucht es, um Schüleraustausch zu fördern? Stell dir vor, du bist morgen Bildungsministerin. Was würdest du ändern? Würdest du strukturell was ändern? Vielleicht nur punktuell? Sagst du, alles ist gut, so wie es ist?
[00:35:16] Bettina Wiedmann: Naja also es wäre schon toll, wenn es mehr Förderung gäbe.
[00:35:18] Bettina Wiedmann: Nicht umsonst ist in Hamburg die Quote der Schülerinnen und Schüler, die an Schüleraustausch teilnimmt, total hoch im Vergleich zu anderen Bundesländern, weil es in Hamburg einfach mehr Geld gibt für den Schüleraustausch. Ich glaube schon, dass der Schüler-BAföG schnell reformiert werden sollte, weil auch da gibt es einfach Probleme in der Struktur, die bestimmte Schülerinnen und Schüler benachteiligen.
[00:35:44] Bettina Wiedmann: Gut unser föderalistisches Bildungssystem hilft jetzt auch nicht gerade unbedingt, weil quasi in jedem Bundesland gibt es wieder andere Voraussetzungen Aber ich glaube, den Schüleraustausch einfach als das zu sehen, was er ist oder Austausch zu sehen als das, was es ist, nämlich wirklich eine friedensbildende Maßnahme und ein enormer Beitrag zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und das dadurch eben auch so fördern wie er gefördert werden sollte.
[00:36:10] Bettina Wiedmann: Wenn ich Bildungsministerin wäre, würde ich es zumindest versuchen.
[00:36:14] Ralf Köhler: Super. Lass uns über künstliche Intelligenz sprechen als nächstes AI verändert gerade alles, gesellschaftlich in der Bildung überall. Glaubst du, es hat einen Einfluss auf den Schüleraustausch an sich und wenn ja, in welche Richtung?
[00:36:33] Bettina Wiedmann: Ja, also ich glaube, es wird sicher einen Einfluss haben.
[00:36:39] Bettina Wiedmann: Also insofern als dass ich natürlich auch gucken würde, wenn ich jetzt meine Bewerbung schreiben muss, auch wenn wir, unsere Partnerorganisationen sind ja ganz streng und gucken dann, ob die Texte mit AI geschrieben wurden oder nicht. Und ich glaube, dass das ehrlich gesagt in ein paar Jahren völlig hinfällig ist, weil da wird jeder AI nutzen.
[00:37:01] Bettina Wiedmann: Da wird die AI einfach schon drin sein, ganz normal im Word-Programm und es wird automatisch alles korrigiert werden und schön geschrieben werden. Und trotzdem musst du natürlich selber noch mitdenken. Und insofern glaube ich, also ja, AI wird unser ganzes Leben beeinflussen, nicht nur den Schüleraustausch Warum sollte es dann den Schüleraustausch nicht beeinflussen?
[00:37:19] Bettina Wiedmann: Aber ich sehe das total entspannt und positiv. Und wenn die dann alle jetzt tolle Bewerbungen schreiben, umso besser.
[00:37:29] Ralf Köhler: Super, Bettina. Lass uns langsam zum Ende dieser Folge kommen Zum Abschluss nochmal drei Fragen aus drei Perspektiven. Wenn du dem 15-jährigen Ich eines Schülers, der dir kurz vor der Ausreise steht, etwas ins Ohr flüstern könntest was wäre das?
[00:37:49] Bettina Wiedmann: Okay. Es ist schon mal super, dass du es machst. Es ist total klasse. Du bist super mutig und du kannst stolz auf dich sein. Und nimm das Ganze als Chance. Versuche wirklich nicht, gleich alles zu bewerten. Be quick to observe, but slow to judge ist einer unserer Grundprämissen. Also ja, beobachte alles, aber verurteile und beurteile es nicht, sondern lass es erstmal auf dich wirken.
[00:38:15] Bettina Wiedmann: It's not good, it's not bad, it's just different. Nur weil irgendwas anders ist als zu Hause, ist es nicht automatisch schlechter. Versuch dem Ganzen offen gegenüber zu stehen und seh alles als Chance Und merk dir nicht nur das, was schlecht lief sondern schreib dir einfach auch auf, was du alles geschafft hast für wie so ein Erfolgstagebuch.
[00:38:35] Bettina Wiedmann: Und dann merkst du einfach, wie viel du als so junger Mensch in einem Jahr oder in einem halben Jahr oder in drei Monaten für dich mitnehmen kannst. Und seh es als das, was es ist, eine unglaubliche Bereicherung für dein Leben.
[00:38:49] Ralf Köhler: Was würdest du Eltern mitgeben? Die vielleicht auch noch überlegen, ob sie ihr Kind schicken sollen oder wollen?
[00:38:59] Bettina Wiedmann: Wenn nur sie als Eltern wollen, dann lassen sie es bitte bleiben. Das Wichtigste ist, dass das Kind will. Wenn ihr Kind gehen will oder ein bisschen Interesse daran zeigt, dann geben sie dem Kind die Chance und lassen sie ihr Kind das machen. Weil, da komme ich zu dem, was ich vorher gesagt habe, es ist so eine unglaubliche Bereicherung.
[00:39:17] Bettina Wiedmann: Und es ist auch eine Bereicherung für die Familie, wenn das Kind dann zurückkommt und beobachtet Also so viele Eltern, gerade ich denke gerade an eine Mutter, der Sohn hatte eine schwere Zeit vor Weihnachten, deswegen war die auch mit mir in Kontakt. Bei mir landen immer nur die Fälle, die so ein bisschen komplizierter sind und der konnte dann umplatziert werden und das lief alles super.
[00:39:38] Bettina Wiedmann: Und die hat mir gerade geschrieben, der ist jetzt zurück. Ah, der hat sich so verändert, so positiv, der ist so offen. Und ja, das war echt schwierig vor Weihnachten. Also ehrlich gesagt war es schwierig eigentlich von Oktober bis Dezember. Aber das hat dem nicht geschadet. Ich weiß jetzt, was sie gemeint haben, das war einfach so eine tolle Erfahrung für den.
[00:39:57] Bettina Wiedmann: Und dieses, liebe Eltern hier läuft auch nicht immer alles toll. Hier hat man auch mal einen blöden Lehrer und hat auch mal irgendwie eine Krise. Und natürlich gibt es diese Krisen auch im Ausland und das packt das Kind schon. Das wird gut.
[00:40:14] Ralf Köhler: Und wenn du Lehrern und Lehrerinnen etwas mit auf den Weg geben könntest was wäre das?
[00:40:20] Bettina Wiedmann: Nutzt das Potenzial der RückkehrerInnen Also natürlich, vielleicht haben die die Grammatik nicht absolut drauf, aber versucht es doch zu integrieren in euren Unterricht, was die vielleicht gerade gelernt haben im Ausland. Und nutzt vielleicht auch das Potenzial der ausländischen Schülerinnen und Schüler, die hier an deutschen Schulen als AustauschschülerInnen sind.
[00:40:43] Bettina Wiedmann: Schaut dass ihr die irgendwie mit integriert und dadurch echt einen globalen Unterricht machen könnt und seht es nicht nur als Bürde.
[00:40:52] Ralf Köhler: Und bloß wenn du deinem eigenen Team noch eine geheime Medaille verleihen dürftest, wofür wäre das? Vielleicht etwas, was man nach draußen nicht sehen kann?
[00:41:02] Bettina Wiedmann: Naja, also das wäre auf jeden Fall Gold, natürlich.
[00:41:05] Bettina Wiedmann: Für was? Dieses wahnsinnige Herzblut das drin steckt in jedem von uns und in der Arbeit hier, weil wir arbeiten halt mit Menschen und ich glaube, man ist in dieser Branche nicht tätig wenn man nicht irgendwie ein richtiges Interesse daran hat, dass die Jugendlichen eine gute Zeit haben. Wenn man dieses Herzblut nicht hat, dann ist man hier falsch, dann geht man schnell raus.
[00:41:30] Bettina Wiedmann: Also es ist wirklich Goldmedaille für Engagement und Leidenschaft für den Austausch.
[00:41:36] Ralf Köhler: Ja Bettina, danke dir für dieses ehrliche und offene Gespräch heute. Ich glaube, man hat wirklich gespürt wie viel Herzblut und Überzeugung in deiner Arbeit steckt und wie wichtig es dir ist, jungen Menschen eine prägende Auslandserfahrung zu ermöglichen.
[00:41:51] Ralf Köhler: Danke, dass du da warst.
[00:41:52] Bettina Wiedmann: Ja, vielen Dank dass ich hier sein durfte. Hat mir echt Spaß gemacht.
[00:41:55] Ralf Köhler: Mir auch. Wer noch nicht weiß, mit welcher Austauschorganisation es ins Ausland gehen soll, schaut mal auf schüleraustausch.net. Dort findet ihr den Vergleichsrechner könnt Organisationen vergleichen habt 6000 echte Schülerbewertungen und könnt auch den ersten Schritt machen, zum Beispiel mit einer kostenlosen Katalogbestellung.
[00:42:13] Ralf Köhler: Wer mehr über Experiment erfahren möchte, Bettina, wo findet man mehr raus über euch?
[00:42:19] Bettina Wiedmann: Am besten auf unserer Seite, auf www.experiment-ev.de oder sonst natürlich auf den Social-Media-Kanälen. Vor allem Instagram, glaube ich, eignet sich da sehr gut. Oder vielleicht für die Eltern auch LinkedIn.
[00:42:34] Ralf Köhler: Super. Und dann möchte ich noch gerne auf zwei Podcasts aufmerksam machen.
[00:42:38] Ralf Köhler: Einer ist der Exchange-Podcast. Das ist auch ein Podcast, den wir produzieren. Da haben wir schon 200 Folgen Der wird von Returnees also Rückkehrern Produziert Die reden da offen über ihr Auslandsjahr, reflektieren, geben Tipps weiter. Das ist sehr authentisch sehr emotional auch manchmal und chaotisch Also alles, was es braucht für einen guten Podcast.
[00:43:01] Ralf Köhler: Schaut da mal vorbei, Exchange Podcast. Und dann gibt es auch, ihr habt auch einen Podcast Bettina, welcher ist das?
[00:43:09] Bettina Wiedmann: Das ist der Podcast Austauschzeit. Den findet man auch überall da, wo es Podcasts Wir haben da unter anderem Teilnehmende aber auch Eltern oder Gasteltern. Also wir beleuchten ganz unterschiedliche Aspekte unserer Arbeit und von Austausch generell.
[00:43:25] Ralf Köhler: In der nächsten Folge geht es hier weiter mit echten Einblicken hinter die Kulissen. Dann spreche ich wieder mit einer Geschäftsführung von einer Austauschorganisation. Also bleibt neugierig Bis dahin beim Podcast Wer steckt hinter dem Schüleraustausch
Über diese Podcast-Folge:
In dieser Auftaktfolge von „Wer steckt hinter dem Schüleraustausch?“ spricht Ralf Köhler mit Bettina Wiedmann, Geschäftsführerin von Experiment e.V., einer gemeinnützigen Austauschorganisation mit Sitz in Bonn.
Bettina teilt ihre persönliche Geschichte: vom eigenen Austauschjahr bis zu den Erfahrungen als Gastfamilie und Mutter von Austauschschüler:innen. Dabei wird deutlich, warum Schüleraustausch nicht nur ein Programm ist, sondern eine prägende Lernerfahrung für Jugendliche und Familien.
Wir sprechen über die Spannungsfelder, die Austauschorganisationen im Alltag meistern müssen, über die Auswahl von Partnerorganisationen im Ausland und darüber, wie Krisen die Arbeit im Schüleraustausch beeinflussen. Bettina erklärt außerdem, welche Herausforderungen Jugendliche vor Ort erleben, welche Rolle Social Media im Austauschjahr spielt und welche typischen Missverständnisse im Alltag mit Gastfamilien auftreten können.
Besonders spannend für Eltern und Schulen: Welche Tipps helfen bei der Vorbereitung eines Auslandsjahres? Was sollten Lehrkräfte im Schüleraustausch beachten? Und welche politische Förderung – wie das Schüler-BAföG – brauchen wir, damit mehr junge Menschen die Chance auf ein Auslandsjahr bekommen?
Zum Abschluss gibt Bettina persönliche Botschaften an Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte – und zeigt, warum Vertrauen, Eigenverantwortung und Bildungsgerechtigkeit die Basis für ein gelungenes Austauschjahr sind.
Unsere Gemeinnützigkeit erlaubt es uns, Programme anzubieten, die sich nicht rechnen – aber wir machen es, weil wir sagen, wir wollen hier einen Beitrag leisten.
Zitate aus dem Podcast
Das Gespräch mit Bettina Wiedmann, Geschäftsführerin von Experiment e.V., in unserer Auftaktfolge steckt voller spannender Einblicke. Einige der wichtigsten Zitate haben wir hier gesammelt.
Persönliche Erfahrungen als Gastfamilie
Wir hatten bislang elf Familienmitglieder Personen bei uns […] Austauschschüler:innen […] es war für mich […] mit die wertvollste interkulturelle Erfahrung.
- Bettina Wiedmann
Gemeinnützigkeit und ihr Auftrag
Unsere Gemeinnützigkeit erlaubt es uns, Programme anzubieten, die sich nicht rechnen – aber wir machen es, weil wir sagen, wir wollen hier einen Beitrag leisten.
- Bettina Wiedmann
Elterliche Unterstützung und Selbstständigkeit
Ich glaube … dass wir Eltern einfach dazu neigen … alle Probleme für die Kinder mitzulösen … und das erschwert den Jugendlichen vor Ort diese Eigenständigkeit … Im Endeffekt verändert das die Lernerfahrung.“
- Bettina Wiedmann
Social Media und Vergleichsdruck
Und dann, letztes großes Thema, Social Media, der Vergleich. […] diese Vergleiche […] machen es den Jugendlichen auch wahnsinnig schwer, wirklich ihre eigene Erfahrung zu haben und nicht immer zu denken, irgendwo anders könnte es besser sein.“
- Bettina Wiedmann
Tipp an Eltern
Ja weniger ist mehr. […] ich würde schon abraten von so einem täglichen Coaching […] und auch wenn es ganz doof klingt, aber gerade die schweren Erfahrungen […] das sind die allerbesten Lernerfahrungen.“
- Bettina Wiedmann
Konfliktsituationen zwischen Austauschschüler:innen und Gastfamilien
[…] der typische Fehler ist, es nicht anzusprechen […] und umgekehrt übertragen: Fragen, Fragen, Fragen. […] nicht davon ausgehen, dass alles genauso läuft, wie es zu Hause läuft...es ist dieser ständige Dialog .. wovon man im Endeffekt so viel lernt und so viel profitiert.“
- Bettina Wiedmann
Schüleraustausch mit den USA
Also ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist, zum Beispiel dass wir weiter mit den USA Austausch machen…“
- Bettina Wiedmann
Rahmenbedingungen und Förderung des Schüleraustauschs
Nicht umsonst ist in Hamburg die Quote der Schülerinnen und Schüler, die an Schüleraustausch teilnimmt, total hoch im Vergleich zu anderen Bundesländern, weil es in Hamburg einfach mehr Geld gibt für den Schüleraustausch.“
- Bettina Wiedmann
Künstliche Intelligenz und Austauschprogramme
AI wird unser ganzes Leben beeinflussen, … Warum sollte es dann den Schüleraustausch nicht beeinflussen? Aber ich sehe das total entspannt und positiv.“
- Bettina Wiedmann
Tipps an Austauschschüler:innen
Be quick to observe, but slow to judge. Das ist einer unserer Grundprämissen. Also ja, beobachte alles, aber verurteile und beurteile es nicht, sondern lass es erst mal auf dich wirken.“
- Bettina Wiedmann
Entdecke mehr zum Schüleraustausch
Ob Podcast oder Ratgeber – diese Inhalte ergänzen die Folge perfekt. Sie bieten zusätzliche Einblicke, praktische Tipps und inspirierende Geschichten, die Schüler:innen und Eltern gleichermaßen weiterhelfen.