Erfahrungsberichte - USA

Austauschorganisation Partnership

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Reisebericht von Louisa

Gastland: USA, Colorado Austauschjahr: 2018/19

Die 10 Monate in Colorado liegen schon ein paar Wochen hinter mir. Das bis jetzt wohl erlebnisreichste Jahr ist vorbei. Das Jahr, das mich auf unterschiedlichste Weise herausgefordert hat, über mich selbst hinauszuwachsen und viele Dinge anders wahrzunehmen.

Vor Beginn meines Auslandsjahres war ich zugegebenermaßen unglaublich aufgeregt. Ich wusste zwar, dass ich in die Nähe von Denver und Colorado Springs auf eine Ranch kommen würde, hatte aber keine Ahnung, wie es mir dort tatsächlich ergehen wird. Ich wusste nicht, wie ich mit manchen neuen Situationen umgehen würde und ob ich mich überwinden würde, die Schritte zu gehen, die mein Auslandsjahr zu dem bestmöglichen Erlebnis machen würden. Ich war nervös und aufgeregt.

Das Vorbereitungsseminar von Partnership International vor meiner Abreise hat mir jedoch ein viel besseres Bild davon vermittelt, wie mein Auslandsjahr aussehen könnte. Es hat mir viele kleine Sorgen genommen, indem wir einfach gemeinsam und offen über unsere Erwartungen und auch Ängste gesprochen haben. Uns wurden Lösungsansätze für mögliche aufkommende Schwierigkeiten gezeigt. Vor allem wurde durch diese Aufklärung ein Teil der Ungewissheit von meinen Schultern genommen, sodass die Vorfreude nur noch größer werden konnte.

Als ich dann im August 2018 in Colorado angekommen bin, war ich komplett überrascht. Vieles war noch beeindruckender als ich es mir vorgestellt hatte. Vor allem die Natur und die Landschaft allgemein aber auch die Städte haben mich überwältigt. Die Schule jedoch auch. Als ich gesehen habe, welche Fächer zur Auswahl standen, konnte ich es kaum erwarten, zum Unterricht zu gehen, was in Deutschland nicht immer unbedingt der Fall war. In der High School waren besonders die ersten und letzten Monate die spannendsten. Zu Beginn war alles neu und unfassbar aufregend. Der School Spirit hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Ich hab vorher nie so ganz verstanden, wieso der School Spirit so wichtig genommen wird, aber erst mal dort angekommen merkt man schnell, wie schön es ist, Teil der Schulgemeinschschaft zu sein und den School Spirit mit zu leben. Vor und bei jedem Event konnte man den School Spirit richtig spüren, sei es zu Homecoming, Snowcoming, Prom oder auch nur am Community Service Tag, an dem wir gemeinsam bei unterschiedlichsten Tätigkeiten geholfen haben. Durch den starken Gemeinschaftssinn teilt man die gemeinsamen Erfolge, die Vorfreude, die Spannung und natürlich den Spaß, den die zahlreichen Veranstaltungen aber auch das alltägliche Schulleben bringen. Außerdem hat meine Schule Wert darauf gelegt, jedem die Möglichkeit zu geben, das Highschool Leben selbst aktiv mitzugestalten. Es gab unzählige Clubs, Komitees und Sportteams, bei denen für jeden etwas dabei war, und jeder das Gefühl hatte toleriert und verstanden zu werden. Ich bin beispielsweise in der National Honor Society gewesen, in der wir für unsere Schule und unsere Community Events für einen guten Zweck geplant haben. Allgemein ist das Schulsystem und insbesondere der Unterricht sehr anders als in Deutschland aufgebaut. Der Unterrichtsstil variiert natürlich von Lehrer zu Lehrer, aber die grundlegenden Lernmodelle haben mir ziemlich gut gefallen. Beispielsweise haben wir Reden aus der Sicht einer fiktiven oder realen Person gehalten (ich habe dann in meiner Rede Emily Dickinson verkörpert), was uns einen weiteren Anreiz zum Lernen von in diesem Falle Dichtern gab. Auch die Umgangsweise zwischen den Lehrern und Schülern war ungezwungener, was die Atmosphäre des Unterrichts offener gemacht hat. Nicht nur die Lehrer sondern auch meine Mitschüler waren super freundlich. Ich glaube, ich wurde noch nie so offenherzig und schnell aufgenommen, wie an meiner High School in Colorado. Viele Mitschüler wurden schnell zu meinen Freunden, die durchgehend für mich da waren und mit denen ich im Laufe des Jahres viel erlebt habe. Eigentlich konnte ich über das Jahr hinweg immer mehr Menschen zu meinen Freunden zählen. Insbesondere natürlich meine Gastfamilie einschließlich meiner Gastgroßeltern und meiner Gastschwester aus Frankreich (da meine Gasteltern keine Kinder haben, haben sie außer mir noch eine zweite Austauschschülerin aufgenommen).

Ehrlich gesagt hätte ich vor meinem Auslandsjahr niemals gedacht, dass Menschen, die sich nicht kennen, nach so kurzer Zeit zu einer richtigen Familie heranwachsen können, aber zum Glück wurde ich positiv überrascht. In meiner Gastfamilie ist schnell ein gemeinsames Vertrauens- und Familiengefühl entstanden. Unsere Spiele-Abende oder unsere spontanen Ausflüge in die Berge oder zu Kaktus-Shows vermisse ich immer noch. Vor allem haben meine Gastschwester und ich uns auch direkt unglaublich gut mit unseren Gastgroßeltern verstanden, die wir auch mehrmals besucht haben und von denen wir immer mit offenen Armen und herzlichst empfangen wurden. Kam es mal zu schwierigeren Situationen während unseres Austausches, konnten meine Gastschwester und ich uns immer an unseren LC (local coordinator) unserer amerikanischen Partnerorganisation wenden. Unser LC hat uns mehrmals besucht und uns nicht nur organisatorisch sondern auch “emotional” unterstützt, indem sie, falls wir zum Beispiel mal Heimweh hatten, immer ein offenes Ohr für uns hatte, und uns Tipps zur Ablenkung gegeben hat. Wir konnten sie jederzeit anrufen und sie um Rat oder Hilfe bitten.

Davon abgesehen konnten wir aber immer unseren E-Mail-Buddies schreiben. Die E-Mail-Buddies sind ehemalige Austauschschüler, die sich nun ehrenamtlich bei PI engagieren. Sie haben uns während unseres Auslandaufenthaltes zugehört und unterstützt. Wir konnten ihnen in unseren Mails unsere Probleme oder Sorgen anvertrauen und uns bei Fragen jederzeit an sie wenden. Bei den Berichten an meinen E-Mail-Buddy sind mir nicht nur Ereignisse eingefallen, die vielleicht etwas schwieriger waren, ich wurde genauso auch nochmal an die schönen und unvergesslichen Geschehnisse und Eindrücke erinnert, wie meine Graduation, Prom oder auch unsere Ausflüge mit Freunden und Familie.

Letztendlich kann ich sagen, dass dieses Jahr wirklich einzigartig und ziemlich aufregend war. Ich bin so dankbar für all die Erfahrungen, die ich machen durfte, die Menschen, die ich in diesem Jahr kennengelernt habe und die Art und Weise, wie all das mich positiv geprägt hat. Das Austauschjahr hat mir die Möglichkeit gegeben, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, und hat mir zahlreiche neue Horizonte eröffnet, die ich von nun an immer in mir tragen werde und für die ich unglaublich dankbar bin.

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