#36 Selbst Gastfamilie sein?
Selbst Gastfamilie sein? Wie geht das und welche Vorteile bringt es mit sich? Wir befragen einen Gastpapa.
Paulina, Schüleraustausch USA, und Helene, Schüleraustausch Kanada, tauchen heute in ein spannendes Thema ein: Wie ist es, selbst eine Gastfamilie zu sein?
Mit einem besonderen Gast, Paulinas Vater, der aus erster Hand von seinen Erfahrungen als Gastvater berichtet, bietet diese Episode wertvolle Einblicke für alle, die darüber nachdenken, einen Austauschschüler aufzunehmen. Die Folge beleuchtet den gesamten Prozess – vom Auswahlverfahren über den Alltag mit einem Gastkind bis hin zu den Herausforderungen und schönen Momenten. Außerdem gibt es Tipps, wie man sich als Gastfamilie bewirbt und was man beachten sollte, sowie persönliche Anekdoten, die die kulturellen Unterschiede und Freuden des Austauschs verdeutlichen.
Die Folge beginnt mit der Frage, warum Paulinas Eltern sich entschieden haben, Gastschüler aufzunehmen. Der Hauptgrund war der Wunsch, etwas zurückzugeben, nachdem ihre eigenen Kinder ein Auslandsjahr erlebt hatten. Die Familie wollte anderen Jugendlichen die Möglichkeit bieten, eine ähnliche prägende Erfahrung zu machen. Ein weiterer Aspekt war die räumliche Situation: Da die Familie ein relativ kleines Haus hat, war es wichtig, dass das Gastkind ein eigenes Zimmer bekommt. Dies war nur möglich, wenn eines der eigenen Kinder nicht zu Hause war, was die Entscheidung beeinflusste.
Ein zentrales Thema der Episode ist der Bewerbungsprozess für Gastfamilien. Paulinas Vater beschreibt diesen als unkompliziert, aber gründlich. Die Familie musste einen Brief schreiben, in dem sie sich, ihre Wohnsituation und ihren Alltag vorstellten. Ein Führungszeugnis war ebenfalls erforderlich, um die Sicherheit zu gewährleisten. Zudem nahmen sie an einem Orientierungstreffen mit erfahrenen Gasteltern teil, um sich vorzubereiten. Zu den Voraussetzungen zählen Offenheit, ein eigenes Zimmer für das Gastkind, Kontakte zu einer Schule und Freizeiteinrichtungen sowie die Bereitschaft, sich auf die Interessen des Gastkindes einzulassen. Paulinas Vater betont, wie wichtig es ist, „Lust drauf zu haben“ und flexibel zu sein.
Interessant ist, dass die Familie wenig Einfluss auf die Auswahl der Gastschüler hatte. Die Austauschorganisationen stellte ihnen Kandidaten per E-Mail vor, oft mit einem kurzen Profil und Fotos. Die Familie nahm die Schüler so an, wie sie kamen, ohne spezifische Anforderungen zu stellen – auch wenn es kulturelle oder sprachliche Unterschiede gab. Diese Offenheit machte den Umgang mit den Gastkindern unkompliziert, selbst wenn es anfangs Herausforderungen gab, wie Sprachbarrieren oder kulturelle Eigenheiten.
Das erste Mal einen Gastschüler aufzunehmen war für die Familie aufregend und ungewohnt. Paulinas Vater beschreibt die Spannung, nicht zu wissen, wie die Chemie zwischen Familie und Gastkind sein würde. Sprachliche Barrieren waren oft eine Herausforderung, besonders bei Schülern aus Südamerika, die kaum Deutsch sprachen. Die Kommunikation lief anfangs meist auf Englisch oder mit Gesten, wobei Google Translate eine große Hilfe war. Kulturelle Unterschiede waren ebenfalls spürbar: Südamerikanische Schüler waren oft behüteter und genossen die Freiheit in Deutschland, während europäische Schüler unkomplizierter und selbstständiger wirkten.
Die Familie unternahm viel mit ihren Gastkindern, um ihnen Deutschland zu zeigen – von Besuchen in Berlin bis zu Ausflügen an die Ostsee. Ein besonders denkwürdiges Erlebnis war ein Winterurlaub in Kärnten mit einem Schüler aus Peru, der noch nie Schnee gesehen hatte und begeistert Snowboard fahren lernte.
Solche Erlebnisse schufen bleibende Erinnerungen. Herausforderungen gab es vor allem in den ersten Wochen, wenn sich beide Seiten aneinander gewöhnen mussten. Heimweh war ein Thema, das die Familie durch Gespräche, Ablenkung oder kleine Gesten wie Umarmungen zu lindern versuchte. Regeln im Haushalt waren dieselben wie für die eigenen Kinder, etwa beim Aufräumen oder beim Verlassen des Badezimmers.
Die Kommunikation mit den Gastkindern begann meist per E-Mail oder WhatsApp, oft mit Hilfe von Übersetzungsapps. Während einige Schüler kaum Deutsch sprachen, machten die meisten im Laufe ihres Aufenthalts große Fortschritte. Die Familie versuchte, die Gastkinder wie ihre eigenen Kinder zu behandeln, was die Integration erleichterte. Aufgaben wie Abwaschen oder Zimmer aufräumen waren für alle gleich, und auch die Wäsche wurde meist gemeinsam gewaschen. Paulinas Vater betont, dass Offenheit, Interesse an der deutschen Kultur und Pünktlichkeit wichtige Erwartungen an die Gastkinder waren.
Die Familie hält bis heute Kontakt zu vielen ehemaligen Gastschülern, etwa zu Geburtstagen oder Weihnachten, und hat einige sogar in ihren Heimatländern wie Peru, Ecuador oder Finnland besucht. Für angehende Gastfamilien empfiehlt Paulinas Vater, sich gut zu informieren und sich bewusst zu machen, dass es eine langfristige Verpflichtung ist. Erfahrung mit Kindern im Teenageralter sei von Vorteil, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen. Sein abschließender Rat: „Einfach machen!“
Diese Episode bietet eine authentische und herzliche Perspektive auf das Leben als Gastfamilie. Sie zeigt, wie bereichernd, aber auch herausfordernd es sein kann, einen Austauschschüler aufzunehmen. Die persönlichen Geschichten und praktischen Tipps machen die Folge zu einer wertvollen Ressource für alle, die mit dem Gedanken spielen, Gastfamilie zu werden.
Themenübersicht:
00:00 - 02:00: Einleitung und Gliederung
02:01 - 02:37: Warum wolltet ihre einen Gastschüler aufnehmen?
02:38 - 03:28: Wie bewirbt man sich als Gastfamilie?
03:29 - 04:20: Welche Voraussetzungen muss man als Gastfamilie erfüllen?
04:21 - 05:02: Worauf wird bei der Auswahl der SchülerInnen geachtet?
05:03 - 05:47: Wie war es, das erste Mal jemanden aufzunehmen?
05:48 - 06:02: Wie viele GastschülerInnen hattet ihr bisher?
06:03 - 07:03: Gab es starke kulturelle Unterscheide?
07:04 - 09:25: Was habt ihr gerne gemeinsam unternommen?
09:26 - 10:46: Was war bisher das schönste Erlebnis?
10:47 - 11:46: Wie habt ihr Kontakt aufgenommen?
11:47 - 12:44: Gab es Kommunikationsprobleme?
12:45 - 13:18: Wart ihr interessiert daran, eine neue Sprache zu lernen?
13:19 - 13:56: Was war die größte Herausforderung?
13:57 - 14:36: Welche Regeln habt ihr angewendet?
14:37 - 15:57: Welche Veränderungen konntet ihr während dem Verlauf feststellen?
15:58 - 16:22: Welche Aufgaben hatte das Gastkind bei euch?
16:23 - 17:01: Wer wäscht bei euch die Wäsche?
17:02 - 18:10: Welches Verhalten wünscht ihr euch von einem Gastkind?
18:11 - 18:47: Über welche Gastgeschenke freut ihr euch am Meisten?
18:48 - 20:01: Wie laufen die ersten Tage gemeinsam ab?
20:02 - 20:47: Welche Einschränkungen erlebt ihr als Gastfamilie?
20:48 - 21:53: Wie geht ihr damit um, wenn ein Gastkind Heimweh hat?
21:54 - 22:41: Was müsste passieren, damit ihr jemanden nach Hause schickt?
22:42 - 23:29: Habt ihr noch Kontakt zu euren ehemaligen GastschülerInnen?
23:40 - 24:08: Würdet ihr nochmal jemanden aufnehmen und was würdet ihr dann anders machen?
24:09 - 24:43: Was würdet ihr anderen mitgeben, die auch Gasteltern werden möchten?
24:44 - 26:42 Schlusswort und Outro